Patchwork in Streifentechnik

weniger Arbeit als man denkt

Unter Patchwork wird im weitesten Sinne sowohl Quilten (Applizieren) als auch Patchen verstanden. Da die Technik aus Amerika kommt, werden auch bei uns die englischen/eingedeutschten Begriffe sowie die Maße in inch verwendet.
Quilten bedeutet, daß man auf einer fertigen Decke näht: Entweder werden darauf Stoffstücke appliziert, so daß sie ein Bild ergeben, oder die Decke wird durch meist geschwungene Nähte verziert und fixiert, indem durch die gesamte Decke (Unterseite, Vlieseinlage und Oberseite) gesteppt wird, so daß die Lagen nicht mehr gegeneinander verrutschen können.
Patchen bedeutet, daß kleine Stoffstücke zu einer großen Decke zusammengenäht werden. Ein fertiger "Patch" bildet die geometrische Grundeinheit einer Decke. Man stellt mehrere gleiche Patches her, die dann zu einer Decke zusammengesetzt werden. Ich persönlich nehme immer dasselbe Muster für einen Patch: Ein Quadrat, das diagonal in ein helles und ein dunkles Dreieck geteilt ist. Dieses Muster heißt Log-cabin.
Damit eine große Patchwork-Decke irgendwann fertig wird, kann man die rationelle Streifentechnik anwenden. Dafür werden die Stoffe zunächst in lange Streifen geschnitten, zusammengenäht, wieder geschnitten, wieder genäht usw. Je nach Größe ist es dann realistisch, das Ziel "a quilt in a day" ins Auge zu fassen. Meine 1. Decke mit 6 Patches nähte ich im Kurs trotz meiner 2 Monate alten Tocher an einem Tag. An unserer großen Tagesdecke (2,3m x 2,3m) habe natürlich länger genäht.
Für die Streifentechnik braucht man ein Patchworklineal (Quilter's Rule). Dieses ist etwa 20x60cm² groß, durchsichtig mit gummierten Linien, die man zum Abmessen benutzen kann. Durch die Gummilinien verrutscht das Lineal nicht auf dem Stoff, und durch die aufgedruckten inch (wie auf einem Geodreieck) muß man nichts anzeichnen. Das andere spezielle Patchworkwerkzeug ist ein Stoffschneiderad, das wie ein Pizzamesser aussieht, aber richtig scharf ist. Damit man mit dem Messer nicht in die Unterlage schneidet, braucht man noch ein Schneidematte. Wenn man sie nicht schon aus dem Büro hat (grüne Schneidematten), wird man sich schwertun, eine andere Unterlage zu finden, bei der das Messer scharf bleibt. Für die 3 Teile muß man etwa 50 € investieren.
Man kann natürlich die Streifen auch mit der Schere schneiden, dann muß man gar nichts kaufen. Aber erstens dauert das ziemlich lange, und zweitens werden die Streifen dadurch schief (solche Fehler pflanzen sich dann im Genähten fort) und ausgefranst.

Anleitung für eine kl. Decke aus 4 Log Cabin-Patchen

Log Cabin

Es gibt viele traditionelle Patchworkmuster. Eines der einfachsten ist das "Log Cabin"-Muster. Es besteht aus 7 Stoffen, die in langen Streifen zugeschnitten werden. Der fertige Log Cabin-Patch ist farblich diagonal unterteilt und dabei quadratisch. Er ist sehr variabel und man kann mit ihm viele verschiedene Muster legen.
Für Log Cabin braucht man prinzipiell 7 verschiedene Stoffe: 3 helle Stoffe und 3 dunkle Stoffe sowie einen Stoff für die Mitte des Musters (hier in der hellen Farbe). Abgesehen davon, daß man auch 3 mal denselben hellen bzw. dunklen Stoff nehmen kann, werde ich trotzdem immer von 7 verschiedenen Stoffen reden. Als Grundfarben kann man für eine Weihnachtsdecke z.B. 3 größtenteils rote und 3 größtenteils grüne Stoffe sowie einen neutralen Stoff für die Mitte nehmen. Ich selbst bin eher der blau-weiße Typ, dh. ich nehme 3 weiße-blaue und 3 blau-weiße Stoffe und rot für die Mitte.

Vorbereitungen

1. Nähzeug bereitlegen: Nähmaschine, Nähzeug (Schere, Garn usw.), Bügelbrett, Bügeleisen, Quiltlineal, Schneidrad und Unterlage.
2. Stoffe raussuchen: Insgesamt 7 Stoffe: 1-3 helle, 1-3 dunkle Stoffe, 1 Stoff für die Mitte. Ich mache hier extra keine Maßangaben, weil ich davon ausgehe, daß man mit ein paar Stoffresten anfängt, wo man die Menge eh nicht vergrößern kann. Bei einer Stoffbreite von 140cm reichen aber etwa 50 cm von jeder Farbe. Vom 1. hellen Stoff braucht man weniger als vom 3. Stoff, vom Mittel-Stoff braucht man nur 10x40cm².
Der Gesamteindruck der fertigen Decke hängt davon ab, wie gut die ausgewählten Stoffe harmonieren. Um sich bei der Auswahl zu helfen, betrachtet man die ausgewählten Stoffe aus einiger Entfernung mit halb zugekniffenen Augen. Damit später die Dreiecke des Patches gut zu sehen sind, sollten jeweils die 3 hellen bzw. die 3 dunklen Stoffe relativ wenig Kontrast haben, können aber beliebige Muster haben.
3. Nähplan ausfüllen: Damit man beim Nähen nicht durcheinanderkommt, ist es ratsam, sich einen Nähplan zu machen. Den Nähplan könnt Ihr hier runterladen und ausdrucken. Dann klebt Ihr vom jedem Stoff ein kl. Stück oben in die Übersicht. Dort kann man immer nachgucken, welcher Stoff gemeint ist. Der helle (light - L) Stoff, von dem man am wenigsten braucht, heißt L1, der helle Stoff, von dem man am meisten braucht, L3. Die dunklen (dark - D) Stoffe werden ebenso bezeichnet. Der Stoff für die Mitte (Center - C) heißt C.

Zuschneiden

1. Alle Stoffe bügeln.
2. Falten: Um einen Stoff mit dem Schneiderad schnell in Streifen schneiden zu können, nimmt man beide Webkanten in die Hände und legt sie aufeinander. Dabei muß der Stoff nach unten glatt hängen. Wenn er das nicht tut, ist der Stoff verzogen, und man legt die Webkanten so verschoben aufeinander, daß der Stoff glatt hängt (falten). Dabei kann es durchaus vorkommen, daß das Muster nicht mit dem Streifen übereinstimmt, oder daß die beiden aufeinandergefalteten Ränder mehrere cm auseinanderliegen. Je geometrischer das Muster ist, umso mehr fällt es auf. Der Stoff wird weiter in derselben Richtung gefaltet, bis er auf die Schneidematte paßt. Dabei müssen alle Faltkanten parallel zur Webkante liegen, sonst gibt es dort später Knicke im Streifen.
3. Geradeschneiden: Jetzt legt man das Lineal auf den Stoff und schneidet an seiner Kante den Stoff einmal gerade.
4. Streifenschneiden: Das Lineal wird versetzt, bis es einen 2,5 inch breiten Streifen von der gerade geschnittenen Kante aus abteilt. Dieser Streifen wird wieder abgeschnitten - der 1. Streifen ist fertig. Auf diese Art und Weise schneidet man alle weiteren Streifen. Es genügt, von jedem Stoff erstmal 2-3 Streifen zu schneiden.

Nähen

Die erste Naht

In diesem Beispiel beziehe ich mich auf eine Decke mit 4 Patches. Will man eine Decke aus 6 Patches nähen, muß man entsprechend 6 dieser Mittelstücke nähen. Für meine Tagesdecke habe ich 36 Patches genäht... . 1. L1 an C nähen: Ein Streifen von L1 wird (Bild auf Bild) auf den Streifen C gelegt. Dabei sind beide linken Seiten außen. Beide Streifen werden an der Kante fußerlbreit zusammengesteppt. Nach etwa 50 cm kann man aufhören, man muß nicht den ganzen Streifen langnähen, da man nur 4 Patches braucht, also nur 4 x die Mittelstücke.
2. Mittelstücke schneiden: Jetzt geht es an die Schneidematte: Mit dem Lineal wird dieser genähte Streifen in 4 jeweils 2,5 inch breite Stücke geschnitten. Wenn man die geschnittenen Teile aufklappt, sieht man, daß jetzt C und L1 vom Nähplan zusammengenäht sind. Es wird also von der Mitte aus nach außen gearbeitet.
3. Stapeln: Alle 4 so erzeugten Teile werden so aufeinandergelegt, daß sie dieselbe Ausrichtung haben. Den Stoff C braucht man jetzt nicht mehr.

Die zweite Naht

1. (L1-C) an L1 nähen: Das erste genähte Stück vom Stapel wird aufgeklappt auf einen Streifen von L1 gelegt und so zusammengenäht, daß im aufgeklappten Zustand unten quer der neue L1-Streifen liegt, links oben das kleine Stück von L1 und rechts oben C.
2. Anschließen: Am Ende des Fleckens hört man mit der Nähmaschine auf zu nähen, läßt die Nadel stecken und legt das zweite genähte Stück vom Stapel genauso an wie das erste. Ebeso werden alle 4 genähten Fleckerln auf den L1-Streifen genäht.
3. Schneiden: Der genähte Streifen wird auf der Schneidematte wieder in Stücke geschnitten, die Stücke werden in derselben Richtung aufeinandergestapelt.

Die weiteren Nähte, bis man 4 Patches erhält

Auf dieselbe Art wird in folgender Reihenfolge weitergenäht. Angegeben sind immer die Stücke, die neu dazukommen:

log-cabin- D1 an die Kante C-L1.
- D1 an die Kante D1-C-L1.
- L2 an die Kante D1-L1-L1.
- L2 an die Kante L2-L1-D1.
- D2 an die Kante L2-D1-D1.
- D2 an die Kante L2-D1-D2.
- L3 an die Kante D2-L2-L2.
- L3 an die Kante L3-L2-D2.
- D3 an die Kante L3-D2-D2.
- D3 an die Kante D3-D2-L3.
Wie man sieht, geht es wie in einer Spirale laut Nähplan von innen nach außen. Am Ende sind aus den 4 kleinen C-Stücken 4 große Patches geworden.

Zusammennähen der Decke

1. Mustervariationen: Diese 4 Patches werden nun zu einer Decke aneinandergenäht. Dafür gibt es verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Auf den Bildern seht Ihr immer dieselben 4 Patches, die immer wieder neu gedreht kombiniert wurden. Ich bin immer wieder verblüfft, wie verschieden die Muster wirken, obwohl sie aus denselben Patches gelegt wurden. Mal wieder ist das Ergebnis mehr als die Summe seiner Einzelteile.

a) Ein helles oder ein dunkles Quadrat in der Mitte:
helle und dunkle Mitte
b) In Streifen:
1 oder 2 Streifen Zickzack-Streifen
c) Ein Windrad, das sich nach rechts oder links drehen kann:
Windrad
d) Als Tannenbäumchen (am besten mit 2x6 patches):
Tannenbäumchen

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, die verschiedenen Muster auszuprobieren!

2. Ränder: Eine Decke sieht mit einem Rand noch besser aus. Der Rand gibt einen optischen Abschluß der Decke. Außerdem kann man mit ihm die Größe der fertigen Decke gut anpassen. Für einen Rand bietet es sich an, z.B. einen breiten Streifen eines der dunklen Stoffe mit einem dünnen Streifen eines der hellen Stoffe oder umgekehrt zu kombinieren.
3. Vlieseinlage: Für eine Krabbeldecke wird ein dickes Vlies auf die rechte Seite der Decke gelegt. Für eine Tischdecke braucht man diesen Schritt nicht.
4. Rückseite: Die Rückseite für die Decke (ein beliebiges Stück Stoff in der Größe der Decke) wird mit der rechten Seite auf das Vlies bwz. auf die rechte Seite der Decke gelegt.
5. Zusammennähen: Nun wird alles einmal rumgesteppt bis auf einen 15 cm breiten Rest, durch den man die Decke wendet. Diesen Rest näht man von Hand zu.

Mustervariationen bei einer großen Decke

Für unsere Tagesdecke habe ich lange ausprobiert, welches Muster am besten ist. Vorab sei festgestellt, daß so große Decken am besten mit ruhigen Mustern wirken.
alle in derselben Richtung in Streifen Streifen/halbe Raute zentrische Streifen Zickzack-Streifen Zickzack-Streifen gegengleich große helle Blöcke große dunkle Blöcke große Blöcke komplementär Windräder Stern Stern














Meine Arbeiten

Krabbeldecke


Krabbeldecke
Diese Decke ist mein erstes Stück, das ich in einem Kurs gemacht habe. Ich hatte meine 2 Monate alte Tochter dabei und bin trotzdem an diesem einen Tag fertig geworden!

Tagesdecke


Tagesdecke
Hier seht Ihr mein Geburtstagsgeschenk: Mein Mann hat mir den Stoff geschenkt, ich durfte nähen (und er hat das Kind genommen...).
Die Decke besteht aus 6x6 Patches und ist 2,30m x 2,30m groß. Das Nähen der Patches ging gut, aber beim Ausprobieren der Muster hätte ich mir eine Wohnung gewünscht, in der eine 2,5m x 2,5m große Bodenfläche zur Verfügung gestanden hätte.
Beim Zusammennähen der Patches zur Decke ist die Nähmaschine an ihre Grenzen gekommen, weil so viel Stoff auch seinen Platz braucht. Aus demselben Grund habe ich mir dann das Quilten geschenkt und inkauf genommen, daß sich die Decke an den Rändern verschiebt.

Tischdecke


Tischdecke
Diese Tischdecke habe ich für meine Freundin genäht. Ich habe dafür nur 1 Std. gebraucht.

Topflappen


Topflappen
Aus den Resten der abgeschnittenen Ränder habe ich dann noch einen Topflappen genäht. Dafür habe ich auch 1 Std. gebraucht, weil er gleichviele Nähte wie die Decke hat. Im Inneren des Topflappens befinden sich 3 Lagen Walkstoff. Der Aufhänger ist ein Teil des Randstreifens.

Kissenbezüge

Kissenbezüge
Weil uns die gute Dame im Patchworkladen viel zu viel Stoff verkauft hat, reichte es auch noch für 4 Kissenbezüge.
  


Diese Decken haben Bekannte bei mir genäht. Die 1. Decke hat noch einen Rand bekommen, die 2. Decke seht Ihr (ungebügelt) in 2 Variationen. Ist es nicht erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden Varianten wirken, obwohl sie aus denselben Teilen zusammengesetzt sind?!