Die Telekom will das Festnetz-Telefon auf digitale Technik umstellen - was tun?

Der Festnetz-Anschluß ist seit Jahren unverändert, und jetzt ruft die Telekom an und erzählt, daß wir bald kein Telefon mehr haben, wenn wir nicht schnell einen neuen Vertrag unterschreiben. Außerdem sollen wir für viel Geld neue Geräte kaufen. Manchmal ist es auch kein Anruf, sondern ein Telekom-Verkäufer klingelt an der Haustür. Außerdem bekommt Ihr bunte Briefe. Was steckt dahinter?

Hintergrund dieser Anrufe ist eine technische Frage, nämlich wie genau die Telekom Euch ihre Dienste liefern möchte. Es ist also keine höhere Gewalt, für die die Telekom nix kann, sondern rein der Wunsch der Telekom, Euch jetzt mit einer neuen (digitalen) Technik beliefern zu wollen. Die Verträge, die Ihr damals beim Einzug mit der Telekom gemacht habt, sind über einen analogen Anschluß, vielleicht auch für ISDN, abgeschlossen. Sie geben die Umstellung auf digitale Technik nicht her, deshalb muß die Telekom uns dazu bringen, neue Verträge mit ihnen zu machen. Haben wir eine Wahl?

1. Vertrag

Wir können uns nicht aussuchen, ob wir diese digitale Technik haben möchten. Die Umstellung wird kommen, man weiß bloß nicht, wann genau. Sie kommt nämlich dann, wenn die Telekom-Techniker zum Wohnort fahren und umstecken. Es kann nächsten Monat oder auch erst in 1 Jahr sein - wann es in die Arbeitsplanung paßt. Inzwischen sind viele Orte schon umgestellt, insofern wird es wahrscheinlich nicht mehr 3 Jahre dauern, wie bei uns vom ersten Anruf bis zur Kündigung. Wenn bei uns auf der Straße auf digitale Technik umgesteckt wird, bekommen wir kein analoges Telefon mehr. Insofern können wir uns zwar nicht aussuchen, ob wir unseren Vertrag langfristig behalten wollen, aber wir haben mehrere Möglichkeiten, wie wir darauf reagieren können.

a) neuer Vertrag mit der Telekom als Bestandskunde

Der Telekom ist es natürlich am liebsten, wenn wir brav einen neuen Vertrag unterschreiben. Wir können also unterschreiben, zahlen wahrscheinlich etwas mehr als vorher, weil die neue digitale Technik viel besser sein soll, und dann kommt irgendwann ein Techniker, montiert uns irgendwelche Geräte, und für diesen Besuch und die neuen Geräte zahlen wir ziemlich viel Geld. Im Alltag ändert sich nichts: Wir haben dann wieder Internet und Telefon, und zwischendurch eine nennenswerte Summe an die Telekom gezahlt.

b) Kündigung durch die Telekom

Wenn wir keinen neuen Vertrag unterschreiben, wird uns die Telekom kündigen. Das macht sie wahrscheinlich zum Einzugstermin (damals vor vielen Jahren) minus 3 Monate. Wenn Ihr also im April eingezogen seid, kommt die Kündigung im Januar. Eure Nachbarn sind vielleicht im Dezember eingezogen, die bekommen ihre Kündigung dann auch erst im Herbst, obwohl Ihr Eure schon habt. Das heißt, Ihr habt nach der Kündigung noch 3 Monate Zeit, Euch etwas zu überlegen. Vorher bekommt Ihr noch ein paar dringlich formulierte Briefe, doch endlich einen Vertrag zu unterschreiben, damit Ihr nicht ohne Telefon dasteht. Ihr könnt diese Briefe ignorieren und alle Telefonanrufe der Telekom auflegen, alle Telekomvertreter an der Haustür wegschicken. Irgendwann kommt dann also eine Kündigung, und danach habt Ihr immer noch 3 Monate Zeit, um zum Beispiel einen neuen Anbieter zu suchen, die Technik zu sichten, oder die Telekom runterzuhandeln. Kein Streß!

c) Neukunde bei der Telekom

Es ist bei Telefonverträgen usus, daß die Telefonanbieter nach einer erfolgten Kündigung versuchen, Euch zurückzuholen. Dafür gehen sie mit dem Preis runter, rufen also an und machen einem ein Angebot. Nur, wenn Ihr gekündigt worden seid, kommt Ihr in den Genuß des Neukundenrabattes, der sich rechnet: Für das 1. Jahr zahlt Ihr jetzt nicht 40€ pro Monat, sondern nur die Hälfte. Diesen Rabatt gibt es nicht für treue Kunden, die seit 20 Jahren bei der Telekom ihren Festnetzanschluß hatten, sondern nur für Neukunden. Mir gefällt es nicht, daß die Telekom ihre langjährigen Kunden bestraft und nur Neukunden belohnt. Ihr könnt das Spiel aber mitspielen, dann bleibt Ihr bei der Telekom und spart wenigstens einen Teil der Umstellungskosten.

d) Neukunde bei der Konkurrenz

Ihr könnt stattdessen aber auch zu einem anderen Anbieter wechseln, der Euch genau wie die Telekom einen Festnetzvertrag, Rufnummerübernahme und Internet verkauft. Dort seid Ihr auch Neukunden und bekommt auch den billigen Tarif. Meist sind die Konkurrenten der Telekom noch zusätzlich monatlich ein paar Euronen billiger. Ich würde in diesem Fall zu einem Anbieter raten, der im eigenen Ort auch einen Laden hat: Wenn was ist, könnt Ihr hinlaufen und den Verkäufer nerven, bis alles wieder funktioniert. Das ist besser als irgendwelche Hotlines übers Handy! Ihr könnt aber auch jeden anderen Anbieter nehmen, der in Eurer Straße einen Anschluß anbietet.

Fazit

Ein Anschlußvertrag für Internet über Festnetz ist nötig. Es empfiehlt sich, so lange zu warten, bis die Telekom kündigt, und dann erst tätig zu werden. Der Folgevertrag kann über die Telekom als Neukunde oder bei deren Konkurrenz (zB Vodafone) abgeschlossen werden.

2. Technik: Glasfaser - DSL - VDSL - LTE - FTTH ... Hä?


a) Funk oder Kabel? Überblick über die Abkürzungen

Es gibt zwei Wege von Euch zum Internet: Entweder über Funk, oder über ein Kabel.

Funk
Ein Smartphone oder ein tablet mit SIM-Karte funkt zu einem Mobilfunkmasten oder zu einem Satelliten (oder zu einem WLAN-Sender in unmittelbarer Nähe). Diese Technik heißt GPRS, 3G, UMTS, LTE (oder WLAN bzw. Wifi). Diese Begriffe sind für uns relativ uninteressant. Es gibt zwar Anbieter, die im Hauswirtschaftsraum einen LTE-Empfänger installieren (der über eine Antenne zum Mobilfunkmasten in der Nähe funkt), und das empfangene Internetsignal mit Kabeln oder WLAN im Haus verteilt, aber diese Technik ist selten und relativ langsam, selbst wenn Ihr in einer Großstadt mit guter Netzabdeckung wohnt. Auf dem Land macht das gar keinen Spaß.

Kabel
Normalerweise bekommt Ihr das Internet über das Telefonnetz, das heißt, bis ins Haus liegt ein Kabel mit einem Datensignal, das erst in ein Gerät geleitet wird, und von dort aus bis zu Eurem Computer verteilt wird. Dieses Gerät wird oft Modem, Router, FritzBox oder Speedport genannt - alle Bezeichnungen meinen normalerweise einen Router. Von dort aus geht es dann über ein Netzwerkkabel (oder über WLAN) zu Eurem Computer. Die interessante Frage für unseren neuen Telefonvertrag ist, wie schnell die Daten durch dieses Kabel geleitet werden! Die zugehörige Technik wird mit DSL, VDSL, Glasfaser, FTTH oder FTTB bezeichnet.

Fazit: Für eine schnelle Internetverbindung sollte es ein Vertrag über einen kabelgebundenen Anbieter sein: Nicht LTE, sondern DSL, VDSL, Glasfaser, FTTH oder FTTB.

b) Glasfaser - VDSL - FTTH - Übertragungsraten und ihre Wege ins Haus

Glasfaser heißt das Zauberwort, denn über Glasfaserkabel werden die Daten viel schneller als durch Kupferkabel übertragen. Doch wo wird die Glasfasertechnik wirklich ausgereizt? Trittbrettfahrer und Mogelpackungen werden hier erklärt.

DSL
Hoffentlich habt Ihr schon einen DSL-Anschluß, sonst macht Surfen und Filmegucken überhaupt keinen Spaß. Aber obwohl DSL schon eine deutliche Geschwindigkeitssteigerung gebracht hat, ist es die langsamste Stufe der hier erklärten Geschwindigkeiten. Bei uns im Neubaugebiet wurde schon 2001 Glasfaser verlegt, wie uns die Gemeinde beim Grundstückskauf großartig erklärt hatte. Deshalb dachte ich, wir würden unser Internet über Glasfaser bekommen. Das stimmt leider nicht wirklich: Entscheidend ist nicht, wie das Internetsignal im Ort oder im Stadtteil verteilt wird, sondern nur, was auf den letzten Kabel-Metern zwischem dem Verteilerkasten und dem Haus für ein Kabel liegt! Also: Ja, irgendwie haben wir wahrscheinlich alle schon Glasfaser, aber das bringt uns nix, wenn das Signal auf seinem Weg zu uns auf einem Teilstück auch noch durch ein Kupferkabel fließt. Verträge mit DSL wurden oft über 6.000 oder sogar 18.000 Bit/s abgeschlossen. Das heißt, pro Sekunde werden 6.000 Bit durch die Leitung übertragen. Achtet bitte genau auf die Einheiten: 1000 Bit = 1 MBit (MegaBit). Die anderen Techniken werden in MBit angegeben!

VDSL - Vectoring - FTTC
VDSL oder V-DSL oder auch Vectoring ist eine Technik, bei der das DSL-Signal durch Rechnereien fehlerbereinigt wird. Dafür muß irgendwo in der Nähe ein grauer Kasten aufgestellt werden. Achtet mal auf diese Kästen, sie haben manchmal einen bunten Aufkleber: "Ich stehe hier für schnelles Internet". Bis zu diesem Kasten läuft das Signal über Glasfaser (das ist nett) und wird fehlerbereinigt (das ist auch nett), und vom Kasten zu unserem Haus liegt dann nach wie vor ein Kupferkabel - die "letzte Meile". Auf diesem Weg wird das Signal wieder abgeschwächt, und zwar umso stärker, je länger der Weg vom grauen Verteilerkasten bis zu unserem Haus ist. Wenn der Kasten 1 km vom Haus entfernt ist, wird Euch die Telekom in ihren Werbebriefen zum neuen Vertrag wahrscheinlich nur 50 MBit/s anbieten. Wenn der Kasten nur einige hundert Meter entfernt ist, eher 100 MBit/s. Deshalb wird beim Aushandeln eines neuen Vertrages Eure genaue Adresse überprüft.
Unser DSL wurde mal mit 18 MBit/s beworben: VDSL ist also vielleicht 3x so schnell wie DSL - diese Zahlen sind auch wieder so eine Sache. Aber gehen wir erstmal von den Werbezahlen aus. Ich persönlich kann seit der Umstellung auf VDSL kein schnelleres Internet feststellen, aber bitteschön... . Ob VDSL generell schneller als DSL ist, hängt von individuellen Faktoren ab. Wenn Ihr das genau wissen wollt, müßt Ihr Eure jetzigen Übertragungsraten nachmessen und außerdem überlegen, welche Datenmengen bei Euch gleichzeitig gezogen werden sollen! Guckt Euch für den neuen Telefonvertrag einfach an, wieviel Aufpreis Ihr für VDSL statt DSL zahlen sollt, und ob es Euch das Risiko keiner fühlbaren Verbesserung wert ist.
VDSL wird gerne als "Glasfaser" beworben, weil zwischen dem Hauptverteiler irgendwo im Ort und dem neu aufgestellten grauen Verteilerkasten Glasfaser gelegt wurde. Diese Glasfaser-Werbung ist eine Mogelpackung, denn ins Haus läuft weiterhin ein Kupferkabel. FTTC heißt genau das: Fiber to the Curb (Glasfaser bis zum Bordstein/Verteilerkasten), danach Kupferkabel. Diese Art von Glasfaser-Anbindung bringt nur einen kleinen Geschwindigkeitsvorteil und hat wenig mit dem zu tun, was man sich unter diesem Zauberwort erhofft! Fragt Eure Verkäufer bitte, bis wohin die Glasfaserkabel gelegt werden!

Glasfaser - FTTB - FTTH
Interessant wird es erst jetzt: Die Kommunen wollen das Glasfasernetz ausbauen. Dafür gibt es Fördermittel, und gemeint ist jetzt tatsächlich, daß das gesamte Internetsignal bis ins Haus über Glasfaser übertragen wird!
Die Unterschiede zwischen FTTB (Fiber to the Building, Glasfaser bis ins Haus/in den Hauswirtschaftsraum) und FTTH (Fiber to the Home, Glasfaser bis in die Wohnung/zum Router) sind marginal, beides ist Glasfaser!
Hierbei werden auch auf der "letzten Meile" Glasfaserkabel bis ins Haus gelegt. Glasfaserkabel sind, wie der Name andeutet, lichtdurchlässig, und tatsächlich werden die Datenimpulse über Licht übertragen. Dabei werden die Daten ohne Störeinflüsse mit nahezu Lichtgeschwindigkeit übertragen. Die Übertragungsraten liegen bei 200-1000 MBit/s bzw. 200.000-1.000.000 Bit/s. Das ist mindestens 10mal so schnell wie DSL und richtig gut!
Ihr könnt Euch vorstellen, daß es relativ teuer und zeitaufwendig ist, diese Kabel flächendeckend in einem ganzen Land zu verlegen. So ein Netzausbau wird deshalb im Rathaus des Landkreises von langer Hand geplant. Fördermittel müssen beantragt werden, Netzbetreiber (wie die Telekom und ihre Konkurrenten) müssen zusagen, ihre zukünftigen Kunden durch die neuen Glasfaserkabel zu beliefern, das Vorhaben muß politisch gewollt und abgesegnet werden, und und und.
Im Landkreis Celle kamen 2013 die ersten Anrufe der Telekom zur Umstellung auf digitale Technik. 2014 kamen die ersten Informationen des Landkreises zum geplanten Glasfaser-Ausbauvorhaben in der Zeitung. Schlauerweise gingen dann bald die Telekom-Haustürverkäufer rum und versprachen "Glasfaser" (sie meinten VDSL). 2015 wurde in Winsen/Aller nach und nach gebuddelt - nicht Glasfaser, aber VDSL-Verteilerkästen, wir wurden 2016 gekündigt. Ende 2017 schickte der Landkreis Celle an alle Haushalte per Postwurfsendung eine Information zum Glasfaserausbau, der in den nächsten Jahren kommen soll - 2018 soll es konkrete Netzbetreiber geben, von denen erst wir erfahren werden, wieviel so ein Glasfaser-Anschluß monatlich kosten soll. Angedacht sind gut 50€ pro Monat. Die "digitale Umstellung" des Telefons hat bei uns also Jahre gedauert, und der Glasfaserausbau wird eher länger dauern.
Damit das Glasfasernetz wirklich gelegt wird, müssen 40% aller Haushalte so einen Vor-Vertrag abschließen. Dafür sollen diejenigen, die sich schon vor dem Ausbau melden, den Hausanschluß kostenlos bekommen - vielleicht spart man also 200€, die es später kostet, wenn das Netz schon liegt und man sich erst dann dafür entscheidet. Der Übergang zwischen dem jetzigen Vertrag und dem Glasfaservertrag soll sehr kundenfreundlich ablaufen: Wenn wir uns jetzt schon anmelden, brauchen wir erst dann zur Glasfaser zu wechseln, wenn unser Vertrag gekündigt und regulär beendet wurde. Wir sollen uns nicht sorgen, daß wir ab einem festen Stichtag etwa Glasfaser kaufen müssen, obwohl unser Telefonvertrag noch läuft.
Wozu diese fantastischen Übertragungsraten? Die Zukunft des Fernsehens liegt im Streamen, nicht in der Satellitenschüssel. Schon jetzt kann man über das Internet fernsehen, ohne weitere Geräte wie Satellitenschüssel oder Decoder. Bei Filmen fallen sehr große Datenmengen an, in FullHD-Auflösung erst recht. Einige Filme werden gar nicht öffentlich ausgestrahlt, sondern ausschließlich über Portale wie netflix oder amazon online angeboten. Auch Musik wird zunehmend nicht mehr auf Silberscheibe gekauft, sondern online über youtube, Radiosender oder Bezahlportale gehört. Fotos werden zunehmend über das Internet ausgetauscht, über instagram oder snapchat genauso wie über dropbox oder andere clouds. Dabei bekommen die Kameras immer mehr Megapixel, wodurch auch die Dateigrößen der Fotos wesentlich gewachsen sind. Viele Arbeitsdateien liegen in der cloud, man arbeitet zunehmend online. Das WLAN verbreitet sich, und damit auch die tablets und Haushaltsgeräte. Über WLAN und Smartphone werden ständig irgendwelche lustigen Kurzfilme verschickt... und das wird nicht weniger! Die meisten Smartphones sichern ihre Daten online, dh. alle Photos und Filme, die man mit dem Handy gemacht hat, werden über das häusliche WLAN hochgeladen. Wenn mehrere Personen über denselben Festnetzanschluß ins Internet gehen, müssen sie sich die angebotene Datenreite aufteilen. Gerade für Familien mit halbwüchsigen Kindern wird die Übertragungsrate interessant, aber auch für Kleinfirmen, die online verkaufen und jeden Artikel einzeln hochladen müssen - überall steigen die Dateigrößen, und dafür sollte auch die Übertragungsraten des Internetzugangs stimmen!

Fazit

Egal, welchen Vertrag man nach der Umstellung auf digitale Technik gemacht hat (DSL oder VDSL), man sollte sich jetzt beim Landkreis Celle für Glasfaser anmelden, damit das Glasfasernetz ausgebaut wird. Man muß erst wechseln, wenn dieses Netz wirklich liegt UND der bestehende Vertrag regulär gekündigt und ausgelaufen ist. Glasfaser (FTTH bzw. FTTB) meint 10-100mal schnelleres Internet für mtl. etwa 50-55€, dafür spart man den Glasfaser-Hausanschluß im Wert von etwa 200€. Wenn sich nicht genug Leute dafür anmelden, bleibt es im Landkreis Celle bei VDSL.

3. digitales Telefon im Haus - welche Geräte muß ich kaufen?

Mir wurde allen Ernstes im T-Punkt Celle erklärt, daß ich ohne WLAN nach der digitalen Umstellung nicht mehr telefonieren könne. Das ist natürlich Käse. Ich bin aber leider nicht die einzige Kundin, die so schlecht beraten wurde. Der bequemste Weg ist ein Folgevertrag mit der Telekom und viel Geld für neue Geräte und Kundendienst. Es geht aber auch sehr viel billiger. Mich hat diese Umstellung gar nichts gekostet, und wir zahlen auch monatlich jetzt weniger - für mehr Leistung. Nur Mut!

Zur Vorbereitung könnte man in den Hauswirtschaftsraum gehen und alle Geräte sichten, die dort an der Wand hängen. Ich versuche Euch zu erklären, was da hängen könnte, und was davon ersetzt werden muß. Je mehr Ihr wißt, umso weniger kann man Euch anschwatzen.

a) bisherige Geräte

Bislang liefen alle Telefonate UND alle Internetdaten als Komplettsignal über ein Kupferkabel in den Hauswirtschaftsraum oder Keller, in die "Dose 1". Diese Dose 1 ist eine ganz normale Telefondose, in der ein länglicher TAE-Telefon-Stecker steckt. Ein Splitter (to split = aufteilen, abspalten) teilte das Komplettsignal in ein Telefonsignal und ein Internetsignal. Der Splitter ist etwas größer als eine Zigarettenschachtel, weiß mit 3 Kabeln: 1x rein, 2x raus. Verfolgt man den Weg dieser Kabel, landet man vielleicht bei einer Telefonanlage (zB Teledat, Eumex, Amex) oder gleich bei einem Kabel-Verteilerkasten, der das Telefon in den Flur zur uns bekannten Telefondose leitet. Das andere Kabel geht evtl. zu einem NTBA oder gleich zum Router (zB Fritzbox, Speedport), an dem der Computer angeschlossen ist. Das NTBA ist eine weiße Kiste, knapp DIN A5 groß, und hat einen Stromstecker und 2 Kabel. Auf den meisten Geräten sollte der Name stehen. Diesen könnt Ihr mit der Suchmaschine nachschlagen, dann erfahrt Ihr, ob Ihr eine Telefonanlage oder einen Router entdeckt habt. Es kann sein, daß ein schlauer Mensch bei Euch die Kabel im Haus so gelegt hat, daß all diese Geräte nicht nur im Keller, sondern auch im Flur und Dachbden, Arbeitszimmer oder sonstwo montiert sind. Wundert Euch nicht, dafür ist der Kabel-Verteilerkasten da.

- Dose 1: Sie ist die Anlaufstelle für das ins Haus gehende Kabel mit dem Komplettsignal. Das kann so bleiben, aber von Dose 1 geht es jetzt nicht mehr zum Splitter, sondern zum Router.

- Splitter: Die digitale Technik kennt kein analges Telefonsignal mehr, sondern auch das Telefonsignal ist jetzt Teil des Datensignals. Diese Technik heißt VoIP (voice over IP, Stimmübertragung über IP-Adressen). Dadurch wird der Splitter überflüssig. Bei der Umstellung wird er abgesteckt und kann entsorgt werden.

- NTBA: Auch ISDN (das brauchte man, wenn man mehrere Telefonnummern haben wollte) wird abgeschafft. Man kann zwar weiterhin mehrere Telefonnummern benutzen, aber die zugehörige Technik läuft jetzt über ein Internetsignal und nicht mehr über ein ISDN-Signal. Egal wie, aber das NTBA wird überflüssig und kann bei der Umstellung abgesteckt und entsorgt werden.

-Kabelkasten: Hier werden die in den Wänden liegenden Telefonleitungen verdrahtet. Das sah bei uns ziemlich bunt und wirr aus. Man muß wissen, daß die Farben der Leitungen im Haus gleich sind: Wenn im Kabelkasten im Keller ein rot-schwarzes Kabel liegt, und im Arbeitszimmer in der aufgeschraubten Telefondose auch rot-schwarz zu sehen ist, handelt es sich um dieselbe Leitung. Der Kabelkasten bleibt. Hier sorgt ein schlauer Mensch dafür, daß zum Router ein 4adriges Kabel geleitet wird, wo vorher nur 2 Adern (Farben) gebraucht wurden.

- Telefonanlage: Eine Telefonanlage verwaltet mehrere Telefonnummern. Zum Beispiel kann man (über ein Laptop, das mit einem Netzwerkkabel und dem zugehörigen Konfigurationsprogramm in die Telefonanlage eingesteckt wurde) dort einstellen, daß das Telefon im Arbeitszimmer nur 5x klingelt, das im Flur aber 10x. Oder daß nach 20x Klingeln aufgelegt wird. Oder daß ein Anrufbeantworter eingeschaltet wird, oder daß man "anklopfen" kann, während telefoniert wird. Diese Funktionen können bei der neuen digitalen Technik auch woanders eingestellt werden. Die Telefonanlage kann aber auch noch viele Jahre genutzt werden, da sie keinen Verschleiß hat. Fazit: Ob man sie behält oder nicht, muß individuell entschieden werden. Wir haben sie behalten, aber es ist wahrscheinlicher, daß sie überflüssig wird.

- Router: Der Router muß das Komplettsignal (für Telefon und Internet) erkennen und verteilen können. Dafür sind die alten Geräte nicht ausgelegt, wahrscheinlich muß ein neuer Router für 150€ angeschafft werden. Wir haben ihn beim Abschluß des neuen Vertrages aber kostenlos erhalten. Man kann solche Geräte aber auch mieten (mtl. vielleicht 5€) und bekommt ein neues, wenn das alte nicht mehr funktioniert. Fragt beim Aushandeln des neuen Vertrages danach.
Der neue Router muß die Telefone UND die Internetcomputer versorgen. Dafür gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, dh. Einsteckmöglichkeiten für Kabel. Zum Beispiel kann der neue Router TAE- bzw. RJ11-Buchsen für analoge Telefone haben, er hat wahrscheinlich eine S0-Buchse (für IDSN) und einen eingebauten Funk-Sender für DECT. Für das Internet hat er auf jeden Fall eine WLAN-Antelle und mehrere LAN-Ausgänge. Das steht drauf. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, sich zu überlegen, wieviele Telefone und Computer man in welchen Zimmern benutzen möchte, damit man nicht den billigsten Router kauft, dem später ein paar Anschlußmöglichkeiten fehlen.
Da das digitale Telefon über VoIP jetzt durch den Router läuft, kann man alle Telefonate im Computer verwalten: Spam-Anrufe oder Umfragen können dort so eingestellt werden, daß sie gar nicht mehr klingeln, Rufnummern können angezeigt werden, bestimmte Rufnummern können einen eigenen Klingelton bekommen und dergleichen Einstellmöglichkeiten mehr.

- Telefone: Die spannende Frage ist, in welchem Raum des Hauses dieser Router (gängigerweise die Fritz!Box) steht, denn das Signal von Dose1 muß rein, das für Telefone und Netzwerk muß raus. Man kann diese ausgehenden Signale über Funk (DECT oder WLAN) verteilen, wenn die Telefone DECT empfangen können UND keine Stahlbetondecke im Haus verbaut wurde.
Ich möchte keine Funkbelastung im Haus und bekomme Kopfweh vom starken WLAN, so daß ich meine alten analogen Telefone behalten habe. Dafür muß der neue Router ein analoges Telefonsignal erzeugen können. Dieses Signal muß dann noch zum Telefon gelangen: Entweder steckt man das Telefon direkt in den Router, oder aber leitet es über die im Haus liegenden Telefonleitungen und Telefondosen in den gewünschten Raum. Dann muß man keine neuen Telefone kaufen.
Der Router kann das Telefonsignal über Funk zu einem tragbaren Telefon senden. Diese Telefone sollten vom selben Hersteller wie der Router sein, damit es bei der Funkübertragung keine Aussetzer gibt. Außerdem sollten sie die strahlungsreduzierte Eco-DECT-Technik beherrschen, sonst senden sie rund um die Uhr, auch wenn keiner telefoniert. Bettnässende Kinder, Schlafprobleme und Kopfweh in der Nähe des Routers sind bekannte Nebenwirkungen. Wenn man in mehreren Stockwerken telefonieren möchte, muß man evtl. noch einen zusätzlichen Telefon-Repeater kaufen, der das DECT-Signal vom Router empfängt, verstärkt und zu den einzelnen Telefonen weiterleitet. Das kann teuer werden.
Neue Telefone haben vielleicht den Vorteil, daß sie weniger strahlen als bislang vorhandene DECT-Telefone ohne Eco-DECT. Sie können Rufnummern anzeigen, was uralte Geräte nicht konnten. Insofern können die neuen Telefone eine Verbesserung darstellen.

- Kosten für die Montage: Ob man das selbst verdrahten kann, hängt davon ab, wieviel Zeit man zum Einlesen investieren möchte (man braucht kein handwerkliches Geschick, muß es aber verstehen), und wie groß das Haus ist. Wenn man nur eine Wohnung hat, in der alle Fäden im Arbeitszimmer zusammenlaufen, und man Telefon und Computer über Funk mit dem Router verbinden will, ist es übersichtlicher, als wenn die Dose1 im Keller ankommt, das Arbeitszimmer aber auf dem Dachboden ist, und das Telefon im Erdgeschoß genutzt werden soll. Wichtig ist: Bislang hat Euer bestehender Router ein 2adriges Kabel bekommen, und jetzt braucht er 4 Adern. Wenn er im Keller steht, muß das Signal in die Zimmer geleitet werden, dafür ist der Weg von Dose1 zum Router einfach. Wenn er im Arbeitszimmer steht, liegt vielleicht nur ein 2adriges Kabel in der Wand, dann muß man Strippen ziehen. Vielleicht liegt aber auch ein Leerrohr mit noch ungenutzten Telefonleitungen in der Wand, so daß man keine Kabel legen muß, sondern nur im Kabelkasten ein paar Drähte richtig verbinden muß. Bevor Ihr nicht wißt, was bei Euch liegt, könnt Ihr nicht abschätzen, ob Ihr einen Techniker braucht oder nicht. Im einfachsten Fall müßt Ihr nur den bestehenden Router gegen den neuen austauschen, NTBA und Splitter rausschmeißen und die neuen Telefone mit dem Router koppeln (über den Computer), dann geht es ohne einen Termin. Wenn im Haus genug Telefonadern liegen, könnt Ihr das nur selbst verdrahten, wenn ihr Zeit mitbringt, andernfalls würde ich einen Techniker (zB vom Computerladen) empfehlen. Wenn auch noch Strippen gezogen werden müssen, würde ich an einen Kundendienst von der Telefonfirma denken. Diese Leute haben meist auch etwas zu verkaufen. Es liegt an Euch, Eure Wünsche mitzuteilen, sonst bekommt Ihr das perfekt aufeinander abgestimmte Komplettsystem. Macht Vorgaben wie: Ich möchte meine analog-Telefone behalten und dafür Kabel gezogen bekommen, dann bekommt Ihr eine individuelle Lösung angeboten.

Fazit

Einige Geräte fliegen raus (Splitter, Telefonanlage, NTBA). Der Router muß die digitale Technik beherrschen und wahrscheinlich ersetzt werden. Diesen kann man für etwa 50€ gebraucht bzw. etwa 150€ neu kaufen, für etwa 5€ mtl. mieten, oder man bekommt ihn beim Vertragswechsel geschenkt. Die bisherigen Telefone kann man eventuell behalten, das hängt von der Hausverkabelung und den vorhandenen Geräten ab. Es ist technisch kein Problem, die uralten analogen Telefone weiterhin zu nutzen.

b) neue Geräte

Nach der digitalen Umstellung läuft alles über den Router, Telefon genau wie Internet. Alle Geräte müssen diesen Router über Kabel oder Funk erreichen können. Für eine Stahlbetondecke und ein Haus mit mehreren Stockwerken braucht man eine kompliziertere Lösung als für eine kleine Wohnung. Aber auch, wenn man keine Strippen ziehen möchte oder braucht, müssen Router und Gerät miteinander verbunden werden. Deshalb braucht man einen Anforderungsplan. Wer sich nichts wünscht, bekommt das Falsche.

- Router: Der neue Router erzeugt ein Telefonsignal. Alte analoge Telefone werden in die entsprechende Buchse (TAE oder RJ11, steht dran) einsteckt, fertig. Achtet beim Kauf des Routers auf diese Option, wenn Ihr Eure Telefone behalten wollt. Eine bestehende Telefonanlage mit ISDN und mehreren Rufnummern kann über den S0-BUS angeschlossen werden, auch diese Buchse sollte am Router vorhanden sein, wenn Ihr die alten Geräte behalten wollt. Für neue Telefone und die Anbindung über DECT braucht man einen DECT-Sender, das sollte Standard sein. Computer oder Drucker können in 4 LAN-Buchsen gesteckt werden (LAN = lokales Netzwerk, also die Verbindung der Geräte nur in Eurem Haus). Der Router hat standardmäßig einen WLAN-Sender, und den sollte man auch abschalten können - alte Leute ohne Internet müssen ja nicht ständig ihr Immunsystem durch eine überflüssige Strahlung belasten. Alle Funktionen von Internet und Telefon werden im Computer verwaltet. Nett ist es, wenn die zugehörige Software Rufnummern stummschalten kann oder Anrufe in Abwesen anzeigt. Manche Router haben auch noch eine zentrale Festplatte für Filme im Heimnetz (NAS), VPN, Fernwartung usw. Bei einem Vertragswechsel, wo der neue Router Teil des neuen Vertrages ist, bekommt man den Router schon ein paar Wochen vor dem Umstellungstermin zugeschickt.

- Repeater: Für die Verstärkung von WLAN und/oder DECT-Telefonsignal in einem Haus mit schwierigen Funkverhältnissen kann man einen Repeater kaufen. Ich würde immer nach einem strahlungsarmen Gerät fragen, man sollte aber nicht mit einer qualifizierten Antwort rechnen. Wem Elektrosmog egal ist, der kann in jedem Zimmer einen eigenen repeater kaufen, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Ich würde einen Repeater erst kaufen, wenn ich den Rest über ein paar Wochen ausprobiert habe und etwaige Verbindungsprobleme genauer benennen kann.

- evtl. neue Telefone mit oder ohne Anrufbeantworter: Sie sollten von derselben Firma wie der Router sein, damit es keine Funkstörungen gibt. Theoretisch sollten alle neuen Telefone denselben Funkstandard benutzen, aber in der Praxis klappt es wohl besser, wenn man denselben Hersteller nimmt. Sie sollten über Eco-DECT funken, also nur dann, wenn man telefoniert und nicht rund um die Uhr. Bei neuen Geräten sollte das Standard sein. Die neuen Telefone sind normalerweise kabellos und haben ein display zur Rufnummernanzeige oder für ein Telefonbuch. Die Telekom bietet einen "Anrufbeantworter", der über die Computer der Telekom läuft, dann ruft zuweilen der eigene Anrufbeantworter an und quatscht beim Telefonat dazwischen. Wem das zu lästig ist, der kann ein Telefon mit integriertem Anrufbeantworter kaufen und diesen Dienst bei der Telekom abbstellen. Einige Router haben einen Anrufbeantworter integriert, so daß man diesen nur aktivieren muß und die Telefone selbst gar keinen AB haben müssen. Vorhandene Anrufbeantworter an analogen Telefonen können weiterhin genutzt werden. Auch mit analogen Telefonen funktioniert die Unterdrücken von Spam-Anrufen, weil das der Router macht, bevor er das Telefonsignal überhaupt weiterschickt.

Fazit

Die Umstellung auf den neuen Router ist kein Problem. Jeder kann alten Router abstecken und die bestehenden Kabel in den neuen Router anstecken. Schwierigkeiten kann erst der Anschluß von analogen Telefonen in anderen Zimmern sein, oder wenn Router und Hausanschluß auf verschiedenen Stockwerken liegen. In diesem Fall hat man direkt nach der Umschaltung Internet und Telefon nur vom Keller bzw. Hausanschluß aus. Je nachdem ob DECT und WLAN erwünscht sind, muß man eventuell Kabel ziehen oder Funklöcher mittels repeatern überbrücken.